Beobachtungen auf der EfA-Tagung 2008

Einfach für Alle Tagung, 6. Mai 2008 in Gelsenkirchen

  • Das Maritim-Hotel in Gelsenkirchen hat es cateringmäßig voll drauf. Der Vorabend, an dem sich die Experten und Moderatoren trafen und kennen lernen konnten, war kulinarisch (und auch sonst) gelungen.
  • Ich habe zum ersten Mal richtig lange moguliert! Nach den ersten Lockerungsübungen im Speiseraum machten es sich die anwesenden Bloggernasen in der Lobby gemütlich und sendeten drei Stunden live ins Internet. Bis zu 50 Zuschauer hatte unser Spontanprogramm und ich fühlte mich wie ein GIGA Moderator anno 1999. Nur, dass die damals nicht parallel twitterten.
  • Die Keynote mit den Ergebnissen der großen »Barrierefreiheit im Web 2.0«-Studie war unfassbar schlecht aufbereitet und vorgetragen: Verschachtelte Sätze, langweilig vorgelesen, keine freie Rede, unübersichtliche Tabellen, weite Teile der Grafiken verdeckt durch Gebärden-Bild-im-Bild. Das war bei weitem keine barrierefreie Keyote, wenn selbst ich ihr inhaltlich nicht folgen konnte!
  • Gebärdendolmetscher sind meistens weiblich und üben eine unglaubliche Faszination aus. Nicht (nur) aufgrund ihrer generellen Attraktivität, sondern weil sie sich beim Dolmetschen sehr elegant und sympathisch bewegen. Das ist wirklich angenehm, auch für normal Hörende.
  • Tagungen bei schönem Wetter sind eine Folter, vor allem, wenn direkt an die riesige Glasfront der Lobby ein Park mit Teich und Enten anschließt.
  • Die Bezeichnungen der Sessions als »Workshops« war klar irreführend und komisch gewählt. Es wurde letztlich nichts erarbeitet! Sondern es waren halt drei Experten auf einem Podium, die durch hohe Publikumsbeteiligung mit Thesen und Fragen konfrontiert wurden, um diese dann zu diskutieren.
  • Wenn man Barcamps gewöhnt ist, kommt einem die personelle und materielle Völlerei einer regulären Konferenz sehr verschwenderisch vor: Haufenweise Kamerateams, Heerscharen von Dolmetschern, unüberschaubare Massen von Assistentinnen und Tagungspersonal. Dazu die Übernachtungs- und Verpflegungskosten für die Experten. Ich weiß nicht, ob man mit ein bisschen weniger Budget nicht das gleiche hätte erreichen können – es geht doch schließlich um die Inhalte …
  • Neues gelernt habe ich, wie üblich, nicht viel. Irgendwann werde ich noch den Tag erleben, wo eine Fachkonferenz mal technisch so stark in die Tiefe geht, dass es sich auch fachlich richtig für mich lohnt! Das DevHouse soll in der Hinsicht gut gewesen sein, aber da konnte ich leider nicht.
  • Es würde vielen Vortragenden gut zu Gesicht stehen, wenn sie sich auch auf Konferenzen trauen würden, mal Tacheles zu reden: Einfache Worte, klare Aussagen. Die meisten verschanzen sich jedoch wie Politiker hinter Worthülsen und abstrakten Aussagen, die man nicht gut verstehen kann. Das ist Schade und eine verpasste Chance für eine spannende Diskussion!
  • Nichtsdestotrotz ist es toll, so viele interessante Nasen auf einem Haufen zu haben und sich gut zu unterhalten. Es sind immer die Begegnungen mit den Menschen, die so eine Tagung dann doch wieder lohnenswert machen!