Warten auf den Ioniq

Bestellt ist er nun seit Anfang des Jahres, unser neuer Hyundai. Natürlich rein elektrisch, in blaumetallic, mit Dreijahresleasingvertrag und somit ohne Risiko. Nun beginnt eine Wartezeit von unbestimmter Länge.

Unser Autohändler hat sich schon gar nicht mehr zum Liefertermin geäußert, als er erfahren hatte, dass ich mich mit der Materie schon hinreichend befasse. „Sie kennen ja die Situation!“ Ja, kenne ich! Die Autohersteller können derzeit nicht liefern, und auch Prognosen sind fast schon sinnlos, sie ändern sich alle paar Wochen. Eben waren es noch 9 Monate, jetzt schon wieder 12, und dann gibt es wieder Erzählungen von Leuten, die ihre Karre dann doch schon nach 8 Wochen abholen konnten. Das gilt für alle interessanten Stromautos, die derzeit im mittleren Preissegment angeboten werden: Hyundai Ioniq, BMW i3, VW e-Golf, Nissan Leaf 2, Renault ZOE 40. Keines dieser Fahrzeuge kann man einfach so beim Händler mitnehmen!

Aber ich bin ja geduldig, und ich fahre ja gottseidank schon elektrisch! Im Sommer haben wir unsere ZOE drei Jahre und können viel Positives berichten, aber natürlich auch die eine oder andere unschöne Ladepanikstory. Wie das halt so ist. Zusammengefasst sind wir, wie so viele, ein NEFZ-Opfer. Unsere „klassische“ ZOE wurde unter dem Namen Q210 verkauft. Das Q stand für Quick-Charging (die vollen 43kW Wechselstrom, was allerdings durchaus eine Rarität in der Ladesäulenlandschaft darstellt), das 210 stand für die NEFZ-Reichweite.

Nun hatte uns unser Renault-Händler durchaus gewarnt, dass man eher mit realistischen 160 km rechnen sollte, und das war auch nicht gelogen, wenn man zum einen im Sommer, und zum anderen Landstraße ohne Heizung fährt. Dann schafft man gegebenenfalls sogar 180 bis 190 Kilometer.

Wofür es leider nicht reicht, ist auch im Winter eine sichere Fahrt ohne Ladestopp an die Fahrtziele, die man dann doch alle paar Wochen mal relativ spontan erreichen möchte: Besuche bei Freunden und Verwandten in Schwäbisch Hall, Heilbronn, Frankfurt und Mainz – allesamt ca. 120 bis 160 Kilometer von uns entfernt, üblicherweise eine entspannte Fahrt in einem Rutsch. Vor Ort aufladen und am Abend zurück, so hatten wir uns das vorgestellt. Mit der ZOE 210 ist das aber leider nur unter Idealbedingungen und mit viel Angstschweiß möglich.

Deshalb muss jetzt eine etwas größere Karre her, und der Ioniq schreit geradezu danach! Auch wenn der Akku nominal nicht gigantisch viel größer ist (statt 22 kWh sind es 28 kWh), kommt der Hyundai merklich weiter, und hat keine gar so starken wetterabhängigen Schwankungen. Möglich macht es der geringe Gesamtverbrauch aufgrund eines beeindruckend geringen Luftwiderstands, sowie die bessere Klimatisierung des Akkus. Das Fahrzeug holt wirklich das meiste aus den 28 kWh raus, die ihm zur Verfügung stehen, und ich stelle mich auf stabile 200 km Reichweite ein, auch im Winter und (bei gemäßigter Geschwindigkeit) auch auf der A3 zwischen Würzburg und Frankfurt.

Der zweite Punkt, warum ich vom Ioniq überzeugt bin, ist die hohe Ladegeschwindigkeit unterwegs: Mit bis zu 70 kW saugt er an der CCS-Säule, das ist schneller als jedes andere Nicht-Tesla-Fahrzeug auf dem Markt. Und passende Ladesäulen gibt es immer mehr; nicht zuletzt in Kleinostheim, direkt auf der Hälfte der besagten A3-Strecke, nebendran ein McDonald’s. Auch wenn ich auf unseren typischen Strecken also gar nicht mehr unterwegs laden müsste – jetzt könnte ich es, und mehr als 15 Minuten brauche ich mich nicht mehr damit aufzuhalten.

Der Ioniq dürfte genau das Auto sein, welches wir für unseren Alltag benötigen. Denn es ist schon richtig, dass die meisten Menschen nur zwei- oder dreimal im Jahr wirklich lange Strecken mit dem Auto fahren. Aber man vergisst oft die halblangen Strecken von 100–200 km, die doch häufiger zum täglichen 10-km-Pendeln noch dazu kommen. Und zumindest diese Fahrten sollte ein vollwertiges Automobil hinbekommen. Und darauf freue ich mich eben jetzt doch sehr!