Typografie zur Markenbildung: Blendle zeigt, wie’s geht!

Die derzeit gehypte Meta-Nachrichtenwebsite Blendle wartet nicht nur mit inhaltlichen Überraschungen auf („Ach, so interessante Lesestücke gibt es also auf Papier gedruckt?“), sondern durchaus auch mit einer spannenden Entscheidung, was die Typografie angeht.

Blendle

Die eigentlichen Artikel der verschiedenen Tageszeitungen sind nämlich an die jeweilige Typografie der Print-Publikation angelehnt, jedoch in einem webgerechten und einheitlichen gestalterischen Rahmen. Dies ist natürlich ein Kompromiss zwischen dem Blendle-Branding und dem Branding der jeweiligen Original-Publikation, doch es ist ein guter und cleverer Kompromiss: Die Webprofis von Blendle kümmern sich um das gesamte Drumherum, die unkomplizierte Bedienung, den Mobile-First-Ansatz, alles Dinge, die so ein deutsches Printmedienhaus kaum alleine hinbekommen würde. Sobald man jedoch in den eigentlichen Inhalt hineinspitzt, sieht man die vertrauten Schrifttypen der Süddeutschen Zeitung, der Zeit und des gedruckten Spiegels.

Somit versprüht Blendle mehr typografisches Banding als die meisten offiziellen Zeitungs-Websites, die ja doch manchmal noch recht zögerlich mit Webfonts umgehen – von Ausnahmen einmal abgesehen. Und ich finde es hochgradig erstaunlich, mit welch kleinen Stilmitteln man bereits den Duft einer bestimmten Zeitung simulieren, und dabei trotzdem gut lesbar und mobiloptimiert unterwegs sein kann.

Mit Schaudern denkt man da zurück an die Zeiten von gruseligen ePaper-Ausgaben zu Wucherpreisen. Diese Kulturtechnik wird nun hoffentlich für immer verschwinden. Und mal sehen, ob mehr und mehr Verlage auf den Zug aufspringen und Blendle typografisch noch interessanter wird. Vom Inhalt einmal großzügig abgesehen, aber darüber schreiben ja andere schon eifrig ins Internet.