Die große Internet-Explorer-Autoupdate-Ãœbertreibung

Microsoft braucht derzeit ganz offensichtlich Streicheleinheiten und holt sich von daher Vorschusslorbeeren der billigsten Sorte ab: Per gewohnt Bullshit-triefender Pressemitteilung wird der Welt mitgeteilt, dass man im neuen Jahr beim Internet Explorer auf automatische Updates setzt, die beim Aktualisieren des Windows-Betriebssystems mitinstalliert werden. Und das für XP, Vista und 7.

Daraus folgern viele Medien nun den raschen Tod von IE6 und IE7. Aber das ist Schwachsinn!

Abgesehen davon, dass ich sowieso bisher davon ausging, dass neue IE-Versionen mit den OS-Updates eingespielt werden (was wohl eine falsche Vermutung war), ist der eigentliche Knackpunkt nämlich die Upgrade-Willigkeit der Kunden. Natürlich kann es keine wirklich »heimlichen« oder »silent« Updates geben, wie vielfach behauptet. Zumindest unter Windows XP müssen Systemupdates immer mit OK oder Passwort bestätigt werden. Und werden auch nur dann ungefragt angeboten, wenn man die Auto-Update-Funktion irgendwann mal aktiviert hat.

Jeder Schwiegersohn (oder Nachbarsjunge) weiß, dass man den Teufel tut, und seine Schwiegermutter (oder Nachbarin) mit Auto-Updates verwirrt! Alle paar Tage poppt irgendeine Meldung auf und verlangt nach Zustimmung zum Update, auf die reflexartig mit einem Anruf mein persönlichen Systemadmin reagiert wird. Und dann geht das Geklicke und Gewarte und Geboote los.

Auf der anderen Seite die immer noch zahlreichen (und oft unbewussten) Windows-XP-Raubkopierer, die ebenfalls seit 5 Jahren keine Update-Prozedur mehr gesehen haben, weil sonst die Aktivierungsfalle zuschlägt.

Es hat sich nichts geändert: Wer sich bisher aus Faulheit, Unwissenheit oder Absicht den Updates verschlossen hat, wird dies auch in Zukunft tun. Wer bisher brav alle Updates aufgespielt hat, ist mutmaßlich bereits mit IE8 (WinXP) oder IE9 (WinVista, Win7) versorgt.

Microsoft hat von daher vor allem eine Weichenstellung für die Zukunft getroffen. Es betrifft in erster Linie WinVista und Win7-Nutzer, die jetzt mit noch größerer Wahrscheinlichkeit etwas schneller die aktuellen IE-Versionen nutzen werden. Das ist unbedingt zu begrüßen!

Ich behaupte aber, dass unter Windows XP alles beim alten bliebt, und die bisherige Sterbegeschwindigkeit von IE6 und IE7 exakt gleich bleibt.

Der einzige Browser, der sich wirklich heimlich updaten kann, ist immer noch Chrome. Er bereitet komplett eigenständig den Delta-Download der neuen Version vor, und beim nächsten Start des Programm hat man – ohne Begrüßungsbildschirm! –, die neue Version am Laufen. Das ist übrigens nur möglich, weil sich Chrome ins User-Verzeichnis statt ins Programme-Verzeichnis installiert. Ein Sicherheitsrisiko? Das vermag ich nicht zu beurteilen. Aber mit der Webdesigner-Brille auf der Nase kann ich das nur als famos bezeichnen!