Die meisten

Früher war das einfacher. Aber dann kam die blöde Jahrtausendwende, und man musste sich als Radio-Chefredakteur was Neues einfallen lassen, um das eigene Programm zu beschreiben. Ich habe es noch im Ohr, von früher:

Die besten Hits der Siebziger, Achtziger und Neunziger!

Da die Siebziger eh keine Sau mehr interessieren, und weil man in einem Werbespruch immer nur drei Dinge aufzählen darf, haben sich 95% der Radiosender dann irgendwann nach der Jahrtausendwende darauf geeinigt, dass man diesen Spruch umwandeln muss in

Die Superhits der Achtziger, Neunziger, und das Beste von Heute!

Die Problematik mit den ersten beiden Jahrzehnten eines Jahrhunderts werden wir noch weitere dreizehn Jahre haben, und es ist uns offensichtlich noch nicht gelungen, in den ersten sieben betroffenen Jahren eine Lösung zu finden: Nuller Jahre ist doof, Zehner Jahre ebenfalls. Also weichen wir aus. Ist ja auch okay so.

Seit einigen Tagen höre ich nun morgens zum Aufwachen aus Versehen RPR1. Und was machen die? Sie verwenden einen neuen Spruch, ganz ehrlich! Nun, natürlich wird auch hier das Jahrzehnteproblem vertuscht. Aber der Spruch ist aus anderen Gründen interessant:

Wir spielen die Achtziger, Neunziger und die meisten Superhits von heute!

Bitte? Nur die »meisten« Superhits von heute, nicht alle? Das ist ja mal authentisch. Sonst überschlägt man sich in Superlativen, und nun gibt man ganz bescheiden zu, dass man nicht alle Superhits von heute spielt, sondern nur die meisten!

Aber man kann das auch anders deuten: Man spielt im Vergleich zu den anderen Hitradiostationen die meisten Superhits von heute. Also mehr als SWR3 und big.fm. Die meisten halt.

Werden wir dieses Mysterium lösen können? Vermutlich nicht. Aber ist auch egal, Radio ist eh doof. Guten Morgen!