Mal ’ne differenzierte Meinung zu Streetview gefällig?

Es gibt eine ganz schön große Welle derzeit, was Google Streetview betrifft. Grundsätzlich kann man festhalten, dass die gesamte Netzgemeinde (also diejenigen Personen, die sehr viel Interaktion im virtuellen Raum betreiben und das Netz nicht nur zum Shoppen und Zeitung lesen verwenden) hochgradig angekotzt ist von der negativen Reaktion der »nixblickenden« konservativen Bevölkerung, die, von der Sensationspresse angestachelt, jetzt in Scharen gegen die Veröffentlichung der Streetview-Daten vorgehen möchte.

Ich persönlich finde Streetview insgesamt ein bisschen egal. Ja, man kann da mal kurz reingucken, sich über die Nützlichkeit freuen, und das ganze auch schnell wieder vergessen – ähnlich wie ich immer wieder vergesse, dass es Google Earth gibt.

Nicht in Ordnung finde ich jedoch die hämischen Reaktionen auf die geäußerten Ängste der Otto-Normal-Bürger. Das wichtigste Argument gegen Streetview ist offenbar die Angst, dass Einbrecher das eigene Haus und die Gegend via Browser in Augenschein nehmen können, und für erste Vorplanungen ihrer Einbrüche nutzen. Ich finde das keinen allzu blödsinnigen Aspekt. Mal ehrlich – wie gut kennt Ihr euch aus im Einbrecherbusiness? Warum wisst ihr alle so genau, dass diese Vorstellung Schwachsinn ist? Ich weiß es jedenfalls nicht. Natürlich wird Streetview nicht das einzige Instrument zur Observation sein. Aber zur ersten groben Sortierung und Sichtung kann das doch praktisch und zeitersparend sein.

Sehr viel gelacht wird über diesen Zeitungsbeitrag, wo die Streetview-Gegner im gesetzten Alter vor ihrem Haus abgelichtet sind. »Haha, wie blöd kann man sein!« Sehe ich anders. Streetview-Kritiker sind in der Regel nicht grundsätzlich dagegen, dass ihre Fassade von anderen Menschen fotografiert wird, sondern dass vollständiges Bildmaterial an zentraler Stelle, systematisch und korrekt verortet, erfasst und zur Verfügung gestellt werden. Das Foto mit den Rentnern in RP-online: Keine Ahnung, wo das genau ist. Kann quasi überall sein, und besonders viel Details kriegt man aus so einem Ausschnitt eh nicht heraus. Von daher ist das kein Widersprich.

Um das klarzustellen: Ich habe kein Problem mit Google Streetview, ich freu mich auf ein weiteres, womöglich nützliches Tool. Aber macht euch mal nicht zu sehr über die Bedenken und Ängste der Leute lustig! Die geballte Arroganz, die da aus dem Netz schwappt, ist nämlich manchmal nur schwer zu ertragen.