Die Großartigkeit von (und das Problem mit) Markdown

Ich mag Markdown. Es ist einer der besten Syntaxen für strukturierten Text, mit Sicherheit jedoch die bekannteste und verbreitetste. Markdown hat sich, anders als seine älteren Geschwister bbCode, Textile und WikiText, in sehr vielen unterschiedlichen Umgebungen breitgemacht, so dass es fast zu einer Art De-facto-Standard geworden ist. Man findet Markdown heute in nativen Schreibprogrammen wie iAWriter, in Webplattformen wie github, sowie natürlich als Plugin in zahllosen Content-Management-System. Es gibt Implementierungen in allen erdenklichen Programmiersprachen, und sogar Duplex-Skripte, die HTML zu Markdown konvertieren. Wow. Ganz schön wahnsinnig, was aus dem kleinen Perl-Skript von John Gruber geworden ist.

Die ultimative Verbreitung ist sicherlich der Einfachheit gedankt. Die offizielle Syntax hat sich seit 2004 nicht mehr verändert. Es existieren einige Erweiterungen da draußen, welche beispielsweise Tabellen realisieren, und besser mit Fußnoten und anderen Spezialitäten umgehen können. Doch dieses sind immer nur Insellösungen und haben es nie in einen »offiziellen« Status geschafft.

In der CMS-Realität da draußen hat es sich von daher eingebürgert, dass man zusätzlich zu Markdown eigene Syntax-Erweiterungen als Textfilter einsetzt. Kunden bzw. Redakteure wollen schließlich Boxen realisieren, Bilder links- oder rechtsbündig platzieren, evtl. sogar Bildgrößen festlegen. Dies alles ist nicht möglich, wenn man sich auf die reine Markdown-Lehre beschränkt, was schade ist. Kurz gesagt: Markdown fehlen in erster Linie HTML-Klassen und Wrapper-Elemente. Und es ist verdammt schade, dass es diese nicht gibt, und es auch nicht danach aussieht, dass sie außerhalb von vereinzelten Implementierungen in einheitlicher Form spezifiziert werden.

Heute habe ich zum ersten Mal die neue Blogging-Software Ghost angetestet und war begeistert von der Markdown-Liveansicht. Insbesondere das Hinzufügen von Bildern per Drag’n’Drop in den Inhaltsbereich hat mich begeistert. Wir schön wäre es, wenn man jetzt noch Klassen auf die einzelnen Elemente vergeben könnte, um die Bilder zu platzieren oder auf eine bestimmte Größe zu bringen! Mit einer Live-Vorschau neben dem Editierfeld hat man eine fantastische Kontrolle über das Resultat, gleichzeitig gibt man nicht die Unverwüstlichkeit des HTML-Codes auf, da dieser ja weiterhin in purem Plaintext-Markdown verfasst ist.

Textile ist einige Monate vor Markdown erschienen und konnte von Beginn an mit Klassen umgehen – sieht aber leider nicht ganz so übersichtlich aus. Ach, es ist schade, dass die Welt nicht perfekt ist!