Neue Wege zur Erzeugung von HTML5-Animationen

Und da war sie, die große Development Opportunity. Spätestens seit klar war, dass Adobe es technisch nicht hinbekommen würde, eine ordentliche und stromsparende Version von Flash auf ARM-Prozessoren zu bauen, und allerspätestens seit Steve Jobs allen klargemacht hat, dass Flash explizit kein erwünschter Gast auf der iOS-Party ist, mussten entsprechende Alternativen her. Wie praktisch, dass sich zeitgleich HTML5 als hypefähige Webtechnologie entpuppte. Zumindest konnte man sich aus einem ganzen Rudel von Webtechnologien einen neuen Hype zusammenaggregieren und diesen dann HTML5 taufen.

(Im Folgenden rede ich oft von HTML5-Animation. Gemeint sind Animationen und Interaktionen, die über JavaScript, CSS3, HTML5-Video, SVG oder Canvas realisiert wurden. Ich weiß, dass HTML5 auch nur für das Markup stehen kann, aber hier ist’s ein anderer Kontext!)

Natürlich muss sich eine neue Technologie die Frage stellen lassen, ob sie mit der alten, welche sie zu ersetzen gedenkt, auch wirklich mithalten kann. Technisch ist das mit Sicherheit nicht der Fall. Flash ist schlicht in fast allen Belangen überlegen. Die grafischen Möglichkeiten sind extrem vielfältig, ActionScript ist eine bestens dokumentierte und hochprofessionelle Programmiersprache, es existieren Schnittstellen zu allen möglichen Systemen. Kurzum: Die mangelhafte ARM-Unterstützung und die Tatsache, dass eine einzelne Firma über die Entwicklung waltet, sind quasi die einzigen Makel.

Denn – und damit kommen wir zurück zum Hauptthema dieses Artikels – man komme mir nicht mit dem alten Lied, Flash würde so unglaublich viel Performance fressen, und man solle doch bitte HTML5 statt dessen verwenden, um Strom zu sparen. Das ist nämlich Blödsinn, und die vielen neuen Programme zum Erzeugen von HTML5-Animationen beweisen das:

(Wir sehen also: Selbst Adobe ist mit drei – teils experimentellen – Produkten mit am Start und versucht, auf den HTML5-Zug aufzuspringen.)

Das Performace-Problem hingegen bleibt: Die exakt gleiche Animation, so sie eine gewisse Komplexitätsstufe erreicht, wird auch (und gerade!) unter HTML5 höllisch Performance fressen und den Lüfter der Notebooks zum Drehen bringen. Der Grund für den hohen Stromverbrauch ist nämlich nicht Flash an sich, sondern das Streben nach immer aufwändigeren Animationen, das vor allem im »Big Business« der großen Markenkonzerne und Werbeagenturen eine große Rolle spielt. Leider völlig vorbei am Endkunden, dem kleinen Internet-Surfer, der sich von aufwändigen und ruckeligen Bewegungen eher genervt fühlt.

Wenn wir Performance-Probleme mit Websites haben, sollten wir also nicht Flash oder HTML5 beklagen, sondern die Designer und Markenstrategen, die uns mit ihrem schwerverdaulichem Opulenz-Wahnsinn beglücken wollten. Die Zukunft aber liegt schon seit längerem im Speed. Wirklich erfolgreiche Webmarken wie Facebook, Google und YouTube haben das erkannt und warten mit schlichten, kleinen, handgeskripteten Animationen auf, um die Usability zu erhöhen, ohne die Ladezeiten zu erhöhen. Man muss sich in erster Linie schnell durch die Angebote klicken können, die Toleranz gegenüber lahmen Websites sinkt rapide!

Ich werde auch in Zukunft keinen Respekt vor Killer-Websites haben, auch wenn sie mit noch so schönem HTML5 gestrickt sind. Wir haben es nämlich mit einem konzeptionellen Problem zu tun, nicht mit einem technischen.

Soviel Rant darf am Abend erlaubt sein!