Rückkehr 2: Fontographer

Sind das die Nachbeben der Adobe/Macromedia-Fusionsankündigung? Man weiß es nicht genau, doch diesmal geht ein eher amüsant-interessiertes Raunen durch die Reihen der Typografie-Nerds. Bringen wir es auf den Punkt: FontLab kauft Fontographer.

Das wird sich für viele hochgradig unspektakulär anhören. Ist es irgendwie auch. Aber dennoch steckt eine interessante Story dahinter.

Fontographer ist das erste und lange, lange, lange Zeit einzige Programm gewesen, mit dem man digitale Schriften entwerfen konnte. Es erschien bereits 1986(!) und wurde von der damals noch jungen Firma Macromedia auf den Markt gebracht. Seit ungefähr hundert 8 oder 9 Jahren wird dieses Programm jedoch nicht mehr weiterentwickelt, den Sprung zu Mac OS X hat es selbstverständlich auch nicht gemacht. Somit reihte es sich ein in die Reihe von bedauernswerten Mac OS 9-Leichen, der unter anderem auch der AdobeTypeManager und Adobe Streamline angehören. Schnüff.

Erwähnenswert ist jedoch, dass professionelle Schriftwentwerfer und -manipulierer immer noch auf Fontographer schwören, weil es angeblich die mit Abstand beste Kurvenbearbeitung besitzt, die man sich bei einem Vektorprogramm wünschen kann.

Einschub: An dieser Stelle meine persönliche Rangliste der Kurvenbearbeitung bei Vektorzeichenprogrammen. Ich habe leider noch nicht mit Fontographer gearbeitet, von daher fällt dieser hier flach. 1. CorelDRAW (Ja, wirklich) 2. Freehand (Auch recht gelungen) 3. Illustrator (Katastrophe)

Seit vielen Jahren das insgesamt bessere Produkt zum Schriftentwurf ist jedoch FontLab. Besonders beim Zurichten und beim Handling von OpenType-Schriften kann dieses feine Stück Software punkten.

Nun kauft FontLab den Fontographer von Macromedia ab, will ihn aber nicht etwa einstampfen, sondern weiterentwickeln, auf Mac OS X und Windows portieren, einen der ursprünglichen Entwickler wieder einstellen, und das Produkt letztlich zwischen die eigene Low- und High-End-Lösung in der Mitte platzieren.

Was man davon halten soll? Hhmmm. Ich glaube, es hätte gereicht, die Kurvenbearbeitung in FontLab zu integrieren. Aber wer weiß, was da noch so alles passiert? Man darf, wie so oft, gespannt sein.

(via typeFORUM)